Seit Jahrhunderten symbolisiert der Satz „Alle Wege führen nach Rom“ das Herz des Römischen Reiches. Eine bahnbrechende neue Karte hat jedoch ein differenzierteres Bild offenbart: Obwohl Rom zweifellos wichtig war, wurde sein Reich durch ein riesiges und kompliziertes Straßennetz zusammengehalten, das viel größer war als bisher angenommen – es erstreckte sich über etwa 300.000 Kilometer (186.000 Meilen).
Ein Netzwerk, das über Rom hinausgeht
Die von einem Team unter der Leitung des Archäologen Tom Brughmans von der Universität Aarhus entwickelte Karte mit dem Namen Itiner-e ist öffentlich verfügbar und hat die bestätigte Länge des römischen Straßennetzes gegenüber einer früheren Schätzung von 190.000 Kilometern fast verdoppelt. Wichtig ist, dass die Karte zeigt, dass wichtige Verkehrsknotenpunkte abseits von Rom selbst lagen, was die traditionelle Wahrnehmung der Stadt als einziger zentraler Punkt des Reiches in Frage stellt.
„Das war eine große Überraschung und eine ernüchternde Erkenntnis: Straßen sind eines der rätselhaftesten Themen in der römischen Archäologie und Geschichte. Wir sollten eine zuverlässige Ressource haben, die diese Stipendien für jedermann zugänglich macht.“ – Tom Brughmans
Trotz ihrer immensen Größe – das Römische Reich erstreckte sich auf seinem Höhepunkt über 5 Millionen Quadratkilometer – macht die Itiner-e-Karte nur etwa 3 % des geschätzten gesamten römischen Straßennetzes aus. Dieses Ergebnis verdeutlicht eine erhebliche Lücke in unserem Wissen und legt nahe, dass noch viel mehr Forschung erforderlich ist, um das Ausmaß und die Auswirkungen dieser entscheidenden Infrastruktur vollständig zu verstehen.
Aufbau einer umfassenden Ressource
Ziel des Itiner-e-Projekts war es, bestehende Forschungsergebnisse zu römischen Straßenstandorten in einem einzigen, offen zugänglichen Datensatz zu konsolidieren. Das Team stützte sich auf eine Fülle von Quellen, darunter die Karte des Digital Atlas of Roman and Medieval Civilizations (DARMC), historische Reiseroutenaufzeichnungen, Daten zu archäologischen Stätten, historische Karten aus dem 18. und 20. Jahrhundert sowie aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse. Dieser detaillierte Ansatz ermöglichte eine beispiellose Synthese historischer Informationen.
Um ihre Arbeit zu verfeinern, kombinierte das Team Beweise aus Ausgrabungen und literarischen Quellen mit Satellitenbildern und historischen topografischen Karten. Ein unerwarteter Vorteil war ihre Fähigkeit, Straßen zu lokalisieren, die durch moderne Infrastruktur verdeckt sind, einschließlich Stauseen – oft sichtbar in historischen Satellitenbildern, die vor dem Bau aufgenommen wurden.
„Anhand historischer Satellitenbilder, die vor dem Staudammprojekt aufgenommen wurden, können wir sogar Straßen finden, die unter aktuellen Stauseen verborgen sind.“ – Tom Brughmans
Die Bedeutung des römischen Straßennetzes
Das römische Straßennetz diente als Lebensader des Reiches und erleichterte den Handel, militärische Bewegungen sowie die Verbreitung von Ideen und Krankheiten. Es führte zu einer grundlegenden Umstrukturierung der Verkehrsinfrastruktur in der Region, in einem Ausmaß, das bis zur industriellen Revolution beispiellos war. Die neue Karte bietet ein leistungsstarkes Werkzeug zur Untersuchung der Veränderungen der terrestrischen Mobilität im gesamten Reich über 2.000 Jahre.
Darüber hinaus ist es faszinierend, dass viele dieser alten Routen auch heute noch genutzt werden und eine bemerkenswerte Kontinuität in den Transportmustern aufweisen.
Perspektivwechsel auf das Zentrum des Imperiums
Die Ergebnisse der Karte stellen traditionelle Erzählungen über die Geographie des Römischen Reiches in Frage. Während Rom strategische Bedeutung hatte, insbesondere im Hinblick auf seine Anbindung an See- und Flussrouten, konzentrierten sich die primären Landnetze auf die Poebene und den Alpenkorridor in Norditalien. Mit anderen Worten: Rom erwies sich für den Landtransport als eine Art Sackgasse.
„Dreihunderttausend Kilometer sind eigentlich nur die Spitze des Eisbergs“ – Tom Brughmans
Die Forscher planen, das Itiner-e-Projekt zu erweitern, mit dem Ziel, die weltweit umfassendste Karte römischer Straßen zu erstellen – eine Ressource, die neue Einblicke in die Dynamik dieser einflussreichen antiken Zivilisation zu ermöglichen verspricht. Letztendlich wird dieses Projekt dazu beitragen, ein genaueres Bild des Römischen Reiches zu zeichnen und die Bedeutung regionaler Knotenpunkte und die Weite seiner miteinander verbundenen Landwege hervorzuheben.
Diese neue Karte stellt eine wertvolle Ressource für Historiker, Archäologen und alle dar, die sich für das Erbe des Römischen Reiches interessieren – und bietet eine neue Perspektive auf seine Geographie, Infrastruktur und nachhaltigen Auswirkungen auf die Welt
































